Eine Freundin von mir fiel durch ihre laute Stimme auf. Im Freundeskreis sprach sie am meisten. Sie erzählte spannende oder lustige Gesichten, während ihr alle gebannt zuhörten. Ihr Lachen übertönte alles andere.

Sie war ein sehr sozialer Mensch, der in Gruppen schnell Anschluss fand. Ich bewunderte sie für ihre Fähigkeit in kurzer Zeit so viele Kontakte zu knüpfen. Die Menschen mochten ihre warme Art und ließen rasch ihre Barrieren fallen. Doch es gab einen Haken.

Sie konnte nicht allein sein. Meine Freundin erzählte mir wie schwer es für sie war: »Ich habe Angst, wenn ich abends nach Hause komme. Ich fürchte mich davor nichts zu tun haben. Mir graut es davor allein mit mir selbst zu sein.«

Ich sah sie lange an und fragte mich, warum sie solche unangenehmen Gefühle verspürte, wenn sie allein war.
Sie hatte keine Erklärung für ihre fast schon panikartigen Attacken.

Sie hatte ein Ritual entwickelt, wenn sie nach Hause kam. Als erstes schaltete sie den Fernseher an oder zumindest das Radio. Irgendetwas musste immer laufen. Sie rief Freunde oder Bekannte an, um stundenlang mit ihnen zu reden.
Eine Stimme, Musik, bewegte Bilder – Hauptsache keine Stille.
Ich fand heraus, dass sie nicht die einzige war, die solche Schwierigkeiten mit sich selbst hatte. Auch andere Freunde suchten permanente Ablenkung – in allen Formen. In der Stille zu sitzen, ganz allein und ohne Stimulationen von außen, war für sie unvorstellbar. Sie liefen vor etwas weg.

Kannst du Zeit allein verbringen 2

Zeit mit dir selbst

Wie sieht es bei dir aus? Mache den Selbsttest. Schalte dein Smartphone, deinen Laptop und den Fernseher aus. Eliminiere alle Geräuschquellen und begib dich in einen Raum, wo sich niemand befindet.

Wie fühlst du dich?
Musst du den Fluchtimpuls unterdrücken? Brennt es dir unter den Fingernägeln das Handy aus der Tasche zu holen und damit herumzuspielen? Willst du einfach etwas tun, um diesen unsäglichen Zustand zu beenden?

Dann fällt es dir schwer Zeit mit dir selbst zu verbringen. Du befindest dich auf der permanenten Flucht vor dir selbst. Deine Gedanken und Gefühle unterdrückst du, indem du immer neue Reize sucht.

Du bist wichtiger, als du dir eingestehen willst

Die meisten Menschen da draußen sind Hüllen. Ihr Geist befindet sich die meiste Zeit außerhalb ihres Körpers. Ihr Bewusstsein ist fort. Sie nehmen kaum noch wahr, was in ihnen vorgeht. Sie sind unbewusst und laufen auf den Abgrund zu.

Zu spät merken sie, dass sie die Signale ihres Herzens ihnen helfen wollten. Wirf einen Blick in den Spiegel. Ohne dich zu kritisieren, ohne mit den Gedanken abzuschweifen.
Du bist nur ganz, wenn du deinen Fokus auf dich selbst legst.
Widme dir selbst Zeit. Nehme deine Bedürfnisse wahr und lausche deinen Gedanken.

Sie sind spannender als die künstliche Reizflut. Habe Mut Zeit mit dir selbst zu verbringen. Stelle dich der Angst.
Du wirst weiter erkennen, dass das Allerwichtigste in dir liegt.

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Bilder: Unsplash

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